Doktorarbeit ja oder nein?

Zu Beginn steht natürlich immer erst die Frage: „Möchte ich überhaupt promovieren?“. Es gibt verschiedene Gründe, die dafür oder dagegen sprechen. Zum Beispiel macht der “Dr.” auf dem Praxisschild einen guten Eindruck für potentielle Patienten oder man möchte einfach aus der persönlichen Motivation heraus diese Herausforderung zusätzlich zum Studium meistern. Dagegen spricht zum Beispiel der enorme Mehraufwand und die Zeit, die so eine Doktorarbeit in Anspruch nimmt.  Aber das allerwichtigste ist, sich nicht mit den Studenten im Umfeld zu vergleichen, sondern diese Entscheidung ganz für sich allein zu treffen. Es bringt nichts eine Doktorarbeit anzufangen, nur weil viele andere Kommiliton*innen sich um eine Doktorarbeit bewerben. Jeder hat unterschiedliche Motivationen für die Doktorarbeit, so dass es eine ganz individuelle Entscheidung sein sollte, ob man den Weg der Doktorarbeit gehen möchte oder eben nicht. 

Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen?

Den richtigen Zeitpunkt gibt es vermutlich gar nicht. Trotzdem gibt es Phasen im Studium, die sinnvoller sind als andere. Zum Beispiel macht es Sinn die Vorklinik abgeschlossen zu haben, so kann man sicherstellen, dass man bereits ein grundlegendes medizinisches Verständnis entwickelt hat und über Grundlagenkenntnisse verfügt, die meist von Vorteil sind bei einer wissenschaftlichen Arbeit. Außerdem hat man dann den größten Zwischenschritt im Studium -das Physikum- bereits hinter sich gelassen und hat somit etwas mehr Sicherheit, dass dem Staatsexamen nichts mehr im Wege steht. Ob man die Gunst der Stunde nun direkt nach dem bestandenen Physikum nutzt oder doch noch etwas abwarten möchte, sollte von der eigenen Verfassung und der Motivation abhängen. Oftmals ist die Zeit rund um das Physikum so kräftezehrend, dass es nötig ist, ein oder zwei Semester abzuwarten und neue Motivation zu tanken. Allerdings sollte dieser Schritt auch nicht zu spät erfolgen, denn wenn die Doktorarbeit noch nach dem Studium andauert, kann es sich unter Umständen noch einmal deutlich in die Länge ziehen. Plötzlich ist man dann im Berufsleben und auch das private Umfeld gewinnt wieder mehr an Bedeutung, vor allem wenn man nicht mehr in der Unistadt lebt. Insgesamt sollte man daher nicht zu lang warten mit dem Beginn der Doktorarbeit, denn es gibt viele administrative Schritte schon vorab, die sehr viel Zeit in Anspruch nehmen können.

Der Entschluss ist gefasst.

Nachdem die Entscheidung für eine Doktorarbeit gefallen ist, stellen sich viele Fragen und vor allem eine: „Wie bekomme ich eigentlich ein Thema für Doktorarbeit und die passende Betreuung?“ Es gibt sicher viele verschiedene Herangehensweisen und jeder hat unterschiedliche Prioritäten. Der eine möchte ein super spannendes Thema und der andere möchte einfach eine*n tollen Betreuer*in. Ich persönlich habe versucht eine Mischung aus beidem zu bekommen. Es bringt das spannendste Thema nichts, wenn ich mich mit meiner Betreuung unwohl fühle. Andersherum sollte mich mein Thema auch nicht vollkommen langweilen, denn ansonsten ist es schwierig die Motivation zu behalten. Ein weiterer Punkt ist die Art der Doktorarbeit. Soll es etwas Experimentelles sein oder doch lieber klinisch-retrospektiv? Diese Entscheidung engt die Auswahl meist stark ein, daher wäre es gut, wenn man vorerst offen für alle Arten der Doktorarbeit ist.

Der/die richtige Betreuer*in und ein passendes Thema finden

Wie finde ich denn nun eine passende Doktorarbeit? Es gibt wie immer viele verschiedene Möglichkeiten, die sich hier anbieten. Zum einen gibt es an einigen Unis eine Doktorandenbörse, in der die derzeit zur Verfügung stehenden Themen ausgeschrieben sind. Die Themen sind dann schon direkt mit einem/einer festen Betreuer*in sowie mit den Voraussetzungen für den Doktoranden inseriert. Teilweise wird ein Freisemester gefordert oder gewisse Vorkenntnisse vorausgesetzt. Anhand der genauen Beschreibung kann man hier sehr schnell entscheiden, ob etwas passendes dabei ist oder ob man lieber auf eigene Faust eine passende Arbeit suchen möchte.

Ich persönlich habe sehr früh den Entschluss gefasst, eine Doktorarbeit schreiben zu wollen, so dass ich bereits im vorklinischen Studienabschnitt die Augen und Ohren nach einem passenden Themenbereich und einer passenden Betreuung aufhalten konnte. Generell bietet es sich an, sich erst einmal Gedanken darüber zu machen, welcher Fachbereich einem mehr liegt oder wo die eigenen Interessen liegen. So kann man dann in den vorausgewählten Bereichen nach einer geeigneten Betreuung Ausschau halten. Manchmal gibt es auch die Möglichkeit als studentische Hilfskraft in den entsprechenden Instituten zu arbeiten und sich vorab schon einmal ein Bild davon zu machen, ob der Bereich und das Umfeld passend für einen sind. Ich habe zum Beispiel als Präp-Hiwi im Anatomiekurs gearbeitet und so schon einmal Kontakt geknüpft zu meinem jetzigen Doktorvater. Im Übrigen bietet es sich auch an immer einen Plan B zu haben, da es leider nicht immer mit dem Wunschthema direkt klappt.

Die erste Kontaktaufnahme

Ist die Auswahl getroffen, kann es losgehen mit der Bewerbung. Zu den regulären Bewerbungsunterlagen wie einem Anschreiben und einem Lebenslauf, sollte man hier auf jeden Fall ein Motivationsschreiben beilegen. Der oder die potentielle Betreuer*in sollte erkennen können, welche Motivation du hast, gerade in dem Bereich zu promovieren. Meist gibt es mehrere Bewerber*innen auf eine Doktorandenstelle, daher sollte man sich hier besonders viel Mühe geben und die eigenen Stärken hervorheben.

Um nun den ersten Kontakt zu knüpfen ist ein persönliches Gespräch von Vorteil. Dies kann als Anruf oder noch besser das persönliche Einreichen der Bewerbungsunterlagen sein. So kann man direkt einen positiven Eindruck hinterlassen und sich vor allem kurz persönlich vorstellen. Es ist immer gut, wenn der oder die Betreuer*in schon direkt ein Gesicht vor Augen hat zu der eingereichten Bewerbung. Natürlich ist es nicht immer möglich, die Unterlagen direkt persönlich einzureichen, da die Betreuer schlichtweg keine Zeit haben. Daher ist es in dem Fall genauso möglich eine E-Mail zu schreiben in der man sich kurz vorstellt und die Bewerbungsunterlagen gleich mit einreicht. 

Nach Rückmeldung zur Bewerbung kommt es dann auch meist zu einem persönlichen Treffen, bei dem man die Gelegenheit hat über ein passendes Thema zu sprechen und zu schauen, ob die Vorstellungen beider Parteien übereinstimmen. Hier merkt man auch recht schnell, ob eine gegenseitige Sympathie vorhanden ist oder eher nicht. Sind schlussendlich der/die Betreuer*in und der/die angehende Doktorand*in zufrieden, kann es losgehen mit der Planung der Doktorarbeit.

Erste Schritte zur Anmeldung der Doktorarbeit

Das Anmelden der Doktorarbeit bedeutet erst einmal viel Papierkram. Das Thema muss formuliert werden und die Uni fordert gewisse Angaben zu der Vorgehensweise. In der Regel bespricht man das alles gemeinsam mit dem Doktorvater bzw. der Doktormutter und kann daher die Unterlagen für die Uni dann recht unkompliziert ausfüllen. Bei einigen Doktorarbeiten gibt es allerdings noch weitere Anträge, die vor Beginn der wissenschaftlichen Arbeit eingereicht werden müssen. So gibt es zum Beispiel Tierversuchsanträge, wenn es sich um eine Doktorarbeit mit Experimenten an Tieren handelt oder Ethikanträge, die zu formulieren sind. All diese Schritte gehören zur Vorbereitung der Doktorarbeit und sind der erste Schritt zu deinem Doktortitel.

Fazit

Das Thema Doktorarbeit ist sehr umfangreich, daher sollte die Entscheidung gut überlegt sein. Mit Neugierde und Motivation ist dies aber ein Abschnitt, der eine großartige Erfahrung sein und einen krönenden Abschluss deines Zahnmedizinstudiums bilden kann. Meine Tipps, sind natürlich kein fester Fahrplan, denn viele Wege führen zur Doktorarbeit. Wichtig ist, dass man sich selbst treu bleibt, die Entscheidung nur für sich trifft und am Ende mit dem Thema und der Betreuung zufrieden ist. Also viel Erfolg auf der Suche nach deiner passenden Doktorarbeit.

Wer sich für mehr Einblicke in das Zahnmedizinstudium interessiert, darf auch gern auf meinem Instagram Account @jasmin_zahni vorbeischauen, wo ich euch in meinem Alltag als Zahni-Studentin mitnehme.

Jasmin