Den EndoPilot, entwickelt von der Firma Schlumbohm GmbH & Co. KG, ist die perfekte Ergänzung unserers Endosortiments. Auch Gerald Schlumbohm, Geschäftsführer der Schlumbohm GmbH & Co. KG, sieht die Zusammenarbeit als echte win-win-Situation. Wie spannend, dass er uns an seinen tieferen Gedanken zur EndoPilot-Modulphilosophie teilhaben lässt, da wir nun ja auch die DownPack und BackFill-Funktion für die dichte dreidimensionale Obturation des Wurzelkanals anbieten.
Der EndoPilot ist seit 2007 auf dem Dentalmarkt, ein EndoMotor, der von der Schlumbohm GmbH & Co. KG hergestellt und von Komet Dental vertrieben wird. Dazu muss man kurz ausholen: Die Fa. Schlumbohm wurde 1968 von Günther Schlumbohm in Pinneberg gegründet. Alles drehte sich schon damals um Motoren und deren elektronische Steuerung, anfangs allerdings eher für den Industrie- und Zahntechnikbereich. Als 1993 Sohn Gerald Schlumbohm die Geschäftsführung übernahm, legte dieser die Kernkompetenz auf die Zahnmedizin, ganz konkret auf die Endodontie. Mit dem EndoPilot ging er schließlich ab 2011 eine Symbiose mit uns ein.
Herr Schlumbohm, wie kamen Sie auf die Zusammenarbeit mit uns?
G. Schlumbohm: Wir sind eine relativ kleine Firma, ein eigener Vertrieb lohnt sich für uns nicht. Wir entwickeln, produzieren und kümmern uns um die Registrierung und Zulassung unserer Produkte. Komet Dental wiederum hat einen starken Vertrieb, besonders genial durch die persönlichen Endo-Fachberater. Die Entwicklung und Marktreife liegt also in unserer Hand, der Vertrieb bei Komet Dental, wo der EndoPilot perfekt in das eindrücklich gewachsene Endodontie-Sortiment passt. Vom Qualitätsanspruch ticken wir beide gleich. Wir produzieren das, was eure Instrumente antreibt.
Würden Sie mir zustimmen, wenn ich sage: Wer den Wurzelkanal nicht mehr von Hand aufbereitet, sondern maschinell, muss enormes Vertrauen in den Endo-Motor legen?
G. Schlumbohm: Das ist richtig. Der EndoPilot ist drehmoment- und drehzahlüberwacht. Besonders entscheidend für die Sicherheit ist aber die die Längenmessung. Hier unterscheiden wir uns maßgeblich von anderen Produkten, denn das empfindliche Mess-Signal (nur 10µA!), das auf die sich drehende Feile trifft, muss in hoher Qualität übertragen werden, um eine exakte Auswertung zu liefern. Wir verwenden deshalb extra hart vergoldete Kontakte (Spanngzange), die eine bestmögliche Übertragung zum Instrument herstellen. Ich vergleiche das gerne mit einem Kopfhörer: Wenn der von schlechter Qualität ist und knistert, macht die beste Musik keinen Spaß. Deshalb ermöglichen wir beim EndoPilot eine absolut sichere Übertragungsqualität des Apexsignals. Hinzu kommt, dass das Winkelstück elektrisch vollisoliert ist. Beides in Kombination steht für Sicherheit bei der Anwendung.
Ist dieser integrierte Apexlocator tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal des EndoPilot?
G. Schlumbohm: Früher stellte man am Behandlungsstuhl zwei Geräte auf, den Apexlokator und den Endo-Motor. Dabei „wusste“ das eine Gerät nichts vom anderen. Deren Kombination beim EndoPilot, verbunden mit der hohen Qualität des Mess-Signals ist tatsächlich neu. Hinzu kommt, dass beim EndoPilot über das Winkelstück eine dynamische und nicht mehr statische Messung möglich ist. Diese passiert superschnell, sodass wir der wischenden Bewegung des Zahnarztes bei der Aufbereitung in Echtzeit gerecht werden. Der Zahnarzt hat also die aktuelle Feilenposition jederzeit unter Kontrolle und kann absolut sicher arbeiten. Ist der Motor ausgeschaltet, fährt automatisch auch der Logarithmus der Messung runter. Und auch wenn die Messqualität durch das Winkelstück z.B. durch Verschmutzung oder Alter nicht mehr o.k. ist, wird dies vom EndoPilot² wahrgenommen und dem Zahnarzt angezeigt. Sie sehen also: Der EndoPilot befindet sich während des Einsatzes in einer kontinuierlichen, klugen Bewertung der eingehenden Mess-Signale.
Es gibt zwei große Gefahren bei der maschinellen Wurzelkanalaufbereitung: das Blockieren der Feilen und die Aufbereitung in Apexnähe. Wie haben Sie das beim EndoPilot gelöst?
G. Schlumbohm: Ist das voreingestellte Drehmoment erreicht, verhindert die sog. Twist-Funktion das Blockieren. Das heißt, wir nutzen in der Schneid- bzw. Vorwärtsbewegung der Feile nur 80 % ihres erlaubten Drehmomentes. Sollte sie blockieren, haben wir immer noch die 100 %-Grenze, um das Instrument schonend aus dem Kanal zurück zu drehen. Diese 20 % Reserve macht den Unterschied! Außerdem zeigt der EndoPilot automatisch kluges Verhalten, sobald der Apex erreicht ist. Nach Erreichen der Aufbereitungslinie reduziert er das Drehmoment und stopp das Instrument.
Nun hat Komet Dental auch die DownPack und BackFill- Funktion als Modul mit in den Vertrieb aufgenommen …
G. Schlumbohm: Ja, die warme vertikale Kondensationstechnik ist an sich nicht neu. Sie ist aber nach wie vor der Goldstandard. Ziel ist es ja, den Kanal möglichst keimfrei aufzubereiten, aber mindestens genauso wichtig ist es, dass er anschließend wieder kompakt gefüllt und geschützt wird. Durch den modularen Aufbau war es nur logisch, dass wir den EndoPilot um die thermoplastische Obturation mittels DownPack und BackFill ergänzen. Jetzt ist alles schön in einem Gerät integriert. Vielleicht wagen sich nun mehr Zahnärzte an diese Technik. Entsprechendes Zubehör (z.B. die BackFill Pistole Obtura Max) steht über Komet Dental zur Verfügung. Dennoch sehe ich es wie ein Klavier: Man darf es sich nicht nur hinstellen, sondern muss auch darauf üben.
Ist der EndoPilot nur auf unsere Feilen ausgerichtet?
G. Schlumbohm: Nein, der EndoPilot bietet Speicherplatz für über 1000 unterschiedliche Feilen. Wir leben diese Offenheit auch, indem wir die Software zu neuen Feilensystemen stets zum Download bereitstellen. Der Zahnarzt kann also herstellerübergreifende Sequenzen festlegen. Der Hybrid-Technik bzw. eigenen Sequenzen (sog. MyFile), wie sie Endo-Spezialisten gerne umsetzen, steht also nichts im Wege.
Aber mit unserem Procodile Feilensystem sind Sie schon auf eine spezielle Motoren-Bewegung eingegangen, die sog. ReFlex-Bewegung. Wie kamen Sie darauf?
G. Schlumbohm: Die patentierte ReFlex Bewegung ist eine sehr raffinierte Motorenbewegung, die wir entwickelt und mit Procodile 2019 schließlich umsetzen konnten.
Jede Feile verformt sich beim Einsatz im Wurzelkanal in gewisser Weise. Oben wird gedreht, aber es stellt sich die Frage: Kommt die Torsion auch an der Feilenspitze an? ReFlex ermittelt zusätzlich zum Drehmoment am Instrumentenschaft die auftretende Torsionsverspannung des Instrumentes und kontrolliert apikal, zentral und coronal durch kaum wahrnehmbare Messpausen. Diese Messpausen geben der Feile zusätzlich die Möglichkeit, sich zurück zu formen, falls sie unter Spannung geraten ist. Die weitere Bewegung wird je nach Belastung vom EndoPilot individuell angepasst. Das minimiert die Feilenfraktur und fördert Debris optimal aus dem Wurzelkanal heraus.
Sehen Sie Prododile mit der ReFlex Bewegung aufgrund dieser Eigenschaften eher beim Endo-Einsteiger oder beim Endo Spezialisten?
G. Schlumbohm: Für eine entspannte Endo eignet sie die Kombi für beide. Sicherlich ist der Endo Spezialist geübter und nicht zwingend auf die Motor-Raffinessen des EndoPilot angewiesen. Aber ich vergleiche das gerne mit ESP beim Auto: Kein Rennprofi gewinnt ein Autorennen mit ESP. Aber für eine normale Fahrt nach Hamburg, Köln oder München würde niemand sein ESP aktiv ausschalten. Es ist eine Schutzfunktion, um Schlimmstes zu verhindern. Nur wenn die Zeit im Fokus steht, geht es ohne. Aber dies sollte bei einer Endo eigentlich nicht die Rolle spielen.
Welche Softfeatures waren Ihnen bei der Entwicklung des EndoPilot außerdem wichtig?
G. Schlumbohm: Der EndoPilot ist schlichtweg ergonomisch und attraktiv. Dazu zählen z.B. das Design, das 7 Zoll Farb-Touchdisplay, die hochwertige Metallhalterung, die verdeckte Kabelführung, der kabelloser Fußschalter uvm. Nicht zu vergessen: Auch der Patient lässt das Auge schweifen. Am Anfang wurde es von den Kunden etwas belächelt, dass die Feilen jetzt nicht nur mit Namen, sondern auch als Bild auf dem Display erscheinen. Inzwischen sind sie dankbar, denn die Farbe der Feilen sind inzwischen markant und die Helferin kann mit einem Blick perfekt den nächsten Arbeitsschritt vorbereiten.
Warum gibt es den Endo Pilot eigentlich nicht komplett kabellos?
G. Schlumbohm: Wir haben uns dazu durchaus Gedanken gemacht. Die kabellose Apexmessung ist technisch nicht möglich. Es gibt zwar batteriebetriebene Geräte, aber dennoch muss ein Kabel in die Wange eingehängt werden. Das gleiche gilt für die DownPack Funktion: Hier haben wir ein super-schlankes Handstück entwickelt. Das kann nur deshalb so dünn sein, weil es keine Akkus bzw. Schalter besitzt, die für den Zahnarzt auch ein Sichtproblem darstellen würden.
Nein, der Fokus ist ein anderer: Wir stehen nach wie vor zu unserem Modulkonzept, durch das sich der Zahnarzt den EndoPilot ganz kompakt nach seinen Bedürfnissen zusammenstellen kann. Stellen Sie sich vor, er müsste sämtliche Funktionen jeweils als Gerät auf engstem Raum zusammenbringen! Wir pflegen den Kontakt zu den Zahnärzten und haben immer ein offenes Ohr. Die Anliegen nehmen wir auf und lösen sie. Wenn wir also hören, dass das Apexlokator-Kabel zu kurz ist, dann bieten wir alternativ ein längeres an. Durch das Baukastenprinzip kann ganz leicht nachgerüstet werden, preislich absolut fair. Und ein ganz persönliches Anliegen zum Schluss: Ich stelle immer wieder fest, dass die Endodontie ständig für ihr Image – in Konkurrenz zur Implantologie – kämpfen muss.
Vielleicht kann der EndoPilot hier durch die Freude an der gelungenen, effizienten Endodontie Abhilfe schaffen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Gerald Schlumbohm
Geschäftsführer der Schlumbohm GmbH & Co. KG
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